Stromnetz am Limit: Wie Batteriespeicher zur Lösung werden
Warum das Thema Abregelung uns alle betrifft
(Fotocredits: Florian Gerlach, Wikimedia Commons)
Die Energiewende führt zu einem rasanten Ausbau von erneuerbaren Anlagen, doch während deutlich mehr Solarparks und Windparks ans Netz gehen, erfolgt der Netzausbau grundsätzlich langsamer und kommt somit häufig an seine Grenzen.
Allein im Jahr 2024 musste in Deutschland 9,374 GWh erneuerbarer Strom abgeregelt werden (Quelle: BNetzA), das entspricht dem Jahresstromverbrauch von etwa 3 Millionen Haushalten. Anders gesagt: Knapp 2 % der gesamten deutschen Stromproduktion aus Erneuerbaren konnten nicht genutzt werden, weil die Netzkapazitäten fehlten und die Kosten für allein dafür bei circa 2,8 Milliarden Euro.
Abregelung ist somit also ein tiefgreifendes Thema, das Netzstabilität und Kosten direkt beeinflusst. Damit Abregelung sicher und koordiniert stattfindet gibt es die EZA- Regelung.
EZA-Regler: der Schlüssel zur Netzstabilität
EZA steht für Energieerzeugungsanlage: das können Solaranlagen, Windräder oder auch Batteriespeicher sein. Eingeschlossen sind die Erzeugungseinheiten sowie ein zentrales Steuerungselement, der EZA-Regler, der die Einspeisung ins Netz regelt und die Netzstabilität sicherstellt (EETechnik).
Der EZA-Regler, auch Parkregler genannt, ist das zentrale Bindeglied zwischen Anlage, Energieversorger, Netzbetreiber und ggf. Direktvermarkter. Er setzt Sollvorgaben für Wirkleistung (P) und Blindleistung (Q) um und vergleicht sie mit den gemessenen Ist-Werten am Netzanschlusspunkt. Daraus ermittelt er Steuerbefehle an die Erzeugungseinheiten, wie Gaspedal und Bremse in einem Fahrzeug (EETechnik). Ab einer Anlagenleistung von 135 kW AC im Mittelspannungsnetz ist ein zertifizierter EZA-Regler sogar verpflichtend.
Die EZA- Regelung schreibt vor, dass Anlagen ihre Einspeisung sicher reduzieren müssen, sobald am Netzanschlusspunkt eine Überlastung droht. Dies kann auf drei Wegen geschehen: durch feste Einspeisegrenzen, durch dynamische Steuerung nach Netzzustand oder durch direkte Fernsteuerung des Netzbetreibers.
BESS: mehr als nur Einspeisung
Batteriespeicher (Battery-Energy-Storage-Systems, BESS) nehmen in diesem Kontext eine Sonderrolle ein. Während PV- und Windanlagen nur Strom ins Netz einspeisen können, sind Speicher gleichzeitig Erzeuger und Verbraucher. Sie können also nicht nur abregeln, indem die Netzeinspeisung gestoppt oder reduziert wird, sondern auch aktiv ins Laden umschalten und das Netz so entlasten, anstatt es zusätzlich zu belasten.
Somit können BESS:
Aktives Laden statt reiner Abregelung → das Netz wird entlastet.
BESS können Spitzen puffern und so Abregelungsbedarf reduzieren.
Studien zeigen: 1 MW BESS reduziert den Abregelungsbedarf anderer EE-Anlagen um 1,5–2 MW.
Ein entscheidender Baustein ist das Energy Management System (EMS), das Netzsignale in Echtzeit verarbeitet und automatisch in Lade- oder Entladebefehle übersetzt. So reagiert der Speicher innerhalb von Sekundenbruchteilen auf Überlastsituationen und trägt aktiv zur Netzstabilität bei.
Die folgende Grafik zeigt ein typisches Szenario, in dem ein BESS zunächst seinem geplanten Fahrplan folgt (blau) und mittags 8 MW ins Netz einspeist. Als ab 14 Uhr Netzüberlastung droht (oranger Bereich), greift die Abregelung: Die Einspeisung wird kontrolliert auf 4 MW reduziert (rot).
Abbildung 1. BESS Abregelung während Netzüberlastung.
Dieses Verhalten entspricht dem klassischen Prinzip der EZA-Regelung: Leistung wird zurückgefahren, um die Stabilität des Netzes zu sichern.
Noch interessanter wird es jedoch, wenn man die Flexibilität von BESS in den Vordergrund stellt. Anstatt die Einspeisung lediglich zu drosseln, kann der Speicher in Zeiten der Netzüberlastung auch aktiv ins Laden schalten. Die nächste Grafik veranschaulicht genau diesen Ansatz: Der Speicher kehrt sein Verhalten um und nimmt während der kritischen Stunden sogar 3 MW aus dem Netz auf (grün).
Abb 2. Alternativer Weg: Umschalten auf Laden bei Netzüberlastung.
Damit wird nicht nur eine drohende Überlastung vermieden, der Speicher hilft dem Netz aktiv, indem er kurzfristig Last aufnimmt. Diese Fähigkeit macht BESS zu einem echten „Stabilisator“ im Energiesystem und unterscheidet sie grundlegend von klassischen Erzeugungsanlagen.
Was bedeutet das für Betreiber und Investoren?
Für Betreiber bringt die EZA-Regelung zunächst die Pflicht mit sich, auf Abregelung vorbereitet zu sein. Das kann kurzfristig zu sinkenden Erlösen führen, wenn geplante Einspeisungen nicht stattfinden dürfen. Auch die Frage, ob und in welchem Umfang Netzbetreiber eine Kompensation leisten, ist nicht immer eindeutig geregelt und sollte vertraglich abgesichert werden.
Auf der anderen Seite eröffnet die Flexibilität von Batteriespeichern eine ganze Reihe zusätzlicher Chancen:
Sie können Regelleistung bereitstellen und damit zusätzliche Erlösquellen erschließen.
Sie erhöhen die Anschlussfähigkeit von Erneuerbaren, indem sie Netzengpässe puffern.
Sie ermöglichen Mehrfachvermarktung, von Arbitrage über Peak Shaving bis hin zu Netzdienstleistungen.
Sie verbessern die Attraktivität für Investoren: Laut BloombergNEF gelten BESS-Projekte mit intelligentem Netzmanagement als rund 30 % interessanter.
BESS sind also nicht nur verpflichtet, Netzsignale umzusetzen, sie können diese Situationen aktiv in wirtschaftliche und strategische Vorteile verwandeln.
Fazit: Die EZA-Regelung ist unverzichtbar, um die Stabilität des Stromnetzes zu sichern.
Während sie für klassische Erzeuger oft eine Einschränkung bedeutet, können Batteriespeicher ihre Flexibilität nutzen und Abregelungssituationen zu Chancen machen.
Mit MAXXWATT Risiken in Chancen verwandeln
Genau hier setzt MAXXWATT an: Mit unserem De-risking Service in Form von Technical Due Diligence & Ready-to-Build Validierung analysieren wir für jedes Projekt die technischen und regulatorischen Rahmenbedingungen. Wir zeigen auf, wie sich Risiken aus Abregelung minimieren und in strategische Vorteile verwandeln lassen. So stellen wir sicher, dass Batteriespeicherprojekte nicht nur regelkonform, sondern auch wirtschaftlich robust und zukunftssicher sind.
Quellen:
https://eetechnik.de/definition-eza-regler-4110/
https://www.smard.de/page/home/topic-article/444/216636
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Biogas_Photovoltaik_Wind.jpg