Investitionen in Netz Resilienz: Lehren aus Portugals Blackout für Deutschland

Ein WarnSignal für Europa

Am 28. April 2025 kam es zu einem massiven Stromausfall, der weite Teile des portugiesischen und spanischen Festlands sowie Teile Frankreichs lahmlegte. Innerhalb weniger Minuten brachen rund 31 GW Last weg, wodurch Krankenhäuser, Transportwesen und digitale Dienste gestört wurden.

Die Reaktion Portugals war entschlossen: Ein 400-Millionen-Euro-Programm zur Stärkung der Netzstabilität, zum Ausbau der Batteriespeicherkapazität von 13 MW auf 750 MW und zur Absicherung kritischer Infrastrukturen (Reuters). Der Ausfall wurde nicht durch erneuerbare Erzeugung verursacht, sondern durch ein Netz, das dieser nicht gewachsen war, mit Folgen wie Spannungsinstabilität, unzureichender Steuerung und kaskadierenden Abschaltungen.

Portugals Investitionsziele und Verteilung im Bereich Batteriespeicher (BESS)

Portugal setzt auf eine langfristige Strategie: Resilienz wird in das Netz Design integriert, indem Infrastrukturmodernisierung, Batteriespeicher und Notfallvorsorge kombiniert werden, um künftigen Schocks standzuhalten, seien sie technischer, klimatischer oder geopolitischer Natur.

Comparing Portugal and Germany

Portugal startet von einem sehr niedrigen Ausgangsniveau. Mit nur 13 MW (~0,013 GWh) installierter Batteriespeicher verfügte das Land beim Eintritt des Blackouts praktisch über keinerlei Puffer. Der neue 400-Millionen-Euro-Plan soll die Kapazität auf 750 MW (~0,75 GWh) erhöhen, ein erheblicher Sprung, im Vergleich zu Deutschland jedoch weiterhin bescheiden.

Deutschland hingegen betreibt bereits fast 22 GWh an Batteriespeicherkapazität (rund 2 Millionen Systeme, überwiegend im Wohnsektor) sowie zusätzlich 35 GWh an Pumpspeicher. Pro Kopf entspricht dies etwa 0,22 kWh/Person, während Portugal derzeit bei 0,0013 kWh/Person liegt und auch nach Umsetzung der Ziele nur auf 0,075 kWh/Person kommen wird.

Auf den ersten Blick liegt Deutschland deutlich vorne. Das deutsche Netz hat bislang einen Anteil erneuerbarer Energien aufgenommen, der den Portugals weit übertrifft, gestützt durch starke Verbindungen zu Nachbarländern und den Zugang zu flexibler Erzeugung. Derzeit hält das System stand.

Die entscheidende Frage lautet jedoch, wie es sich unter künftigen Stressbedingungen verhält:

  • Extremwetter wird Lastspitzen verstärken und großflächige Redispatch-Maßnahmen erzwingen.

  • Geopolitische Schocks könnten die grenzüberschreitende Unterstützung verringern. Kann Deutschland weiterhin auf Importe zählen, um sein System zu stabilisieren?

  • Der Ausstieg aus Kohle und Kernkraft bedeutet weniger Trägheit, weniger Schwarzstart-Fähigkeiten und den Verlust klassischer Quellen für Systemstabilität.

Damit geht es für Deutschland weniger um die aktuelle Ausreichendheit, sondern vielmehr um Zukunftssicherheit. Der iberische Blackout zeigt, wie schnell Schwachstellen kaskadierend wirken, sobald die Sicherheitsmargen überschritten werden.

Für Deutschland, mit einem deutlich höheren Anteil erneuerbarer Energien und einem komplexeren Netz, ist die Botschaft klar: Resilienz jetzt planen oder später unter Krisenbedingungen erzwingen lassen.

Die folgenden Lehren aus Portugals Reaktion zeigen, worauf Deutschland den Fokus legen muss, um ein resilientes, unabhängiges und klimafestes Netz zu sichern.

Lektion 1: Blackout als Warnsignal

Dieses Ereignis zeigte, wie schnell sich strukturelle Schwächen zu einem großflächigen Ausfall ausweiten können. Deutschland verliert mit dem Ausstieg aus Kohle und Kernkraft sowohl Trägheit als auch Schwarzstart-Fähigkeiten, während der Anteil variabler Erzeugung weiter steigt. Frequenzoszillationen, Spannungsinstabilitäten und regionale Ungleichgewichte werden damit zu wachsenden Risiken.

Fazit: Systemstärke muss parallel zur Dekarbonisierung geplant werden. Ohne sie könnten Extremwetter, Cyberangriffe oder Versorgungsunterbrechungen auch in Deutschland einen vergleichbaren Blackout auslösen.

Lektion 2: Versicherung, kein Luxus

Portugal behandelte Batteriespeicher (BESS) als Versicherung. Der Blackout war der „Schadensfall“, der die Prämie rechtfertigte. In Deutschland, wo die Industrie jährlich fast 250 TWh Strom verbraucht und urbane Zentren auf eine unterbrechungsfreie Versorgung angewiesen sind, würden die Kosten eines Ausfalls die notwendigen Investitionen in Resilienz bei Weitem übersteigen (Statista).

Fazit: Speicher müssen als systemischer Risikoschutz verstanden werden, nicht nur als Handelsinstrument. Prävention ist immer günstiger als Störung.

Lektion 3: Resilienz als Investment-Narrativ

Das 400-Millionen-Euro-Paket Portugals machte deutlich, dass Resilienz Kapital anzieht. Indem Investitionen direkt mit Risikoreduktion verknüpft wurden, konnten politische Entscheidungsträger schnell Unterstützung mobilisieren.

Deutschlands Finanzmärkte sind größer, aber auch ungeduldiger. Investoren suchen zunehmend Projekte, die Stabilität und Steuerbarkeit liefern und nicht nur auf Merchant-Erlöse setzen. Speicherprojekte, die ihren Resilienzbeitrag nachweisen, werden schneller Kapital anziehen.

Fazit: Resilienz muss Teil jedes Investment-Narrativs sein. Ohne sie droht Kapital in andere Märkte abzuwandern.

Lektion 4: Schwarzstart & Kritische Lasten

Portugal stellte 25 Millionen Euro für Krankenhäuser und Notfalldienste bereit. In Deutschland sind die Risiken noch größer: über 500 Rechenzentren, weit verbreitete Kühlketten und kommunale Versorger. Diese Infrastruktur ist zudem durch klimatische Extremereignisse wie Hitzewellen und Überschwemmungen zusätzlich belastet, die Spitzenlasten erhöhen und Ausfallrisiken verstärken (US Trade.gov).

Dezentrale Speicher und Schwarzstart-Fähigkeiten stellen sicher, dass diese Sektoren auch unter Systemstress betriebsfähig bleiben. Ohne sie eskalieren technische Ausfälle rasch zu gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Krisen.

Fazit: Die Absicherung kritischer Lasten durch BESS muss Teil der nationalen Resilienzstrategie sein und darf nicht als Nebeneffekt betrachtet werden.

Fazit: Deutschlands Entscheidung

Der Stromausfall in Portugal war ein Warnschuss für Europa. Die Reaktion des Landes verankerte Resilienz im Netz, mit Speichern, Steuerungsupgrades und Notfallvorsorge. Deutschland, mit einem komplexeren System und einem höheren Anteil erneuerbarer Energien, ist noch stärker gefährdet.

Die Entscheidung ist klar: jetzt mit robuster Resilienzplanung handeln oder später unter Krisenbedingungen zu deutlich höheren Kosten reagieren.

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